20-Jährige hilft Kindern in Afrika

Die 20-jährige Deutsche übt in der Klasse mit den Kleinen: hier wird gerade gemalt. Konzentriert gucken die gambianischen Mädchen hin und machen mit.

Wiebke Mangold will Kinderkrankenschwester werden und hat dafür ein fünfwöchiges Praktikum im Kindergarten Wattenscheid in Gambia absolviert.
Der lange, angespitzte Bleistift wirkt fast zu groß in der kleinen Mädchenhand. „Zahlen malen“ heißt es im Unterricht der ersten Klasse im „Kindergarten Wattenscheid in Gambia“. Heute ist die „2“ dran. Trotz voller Konzentration der Vierjährigen will der Stift der Vorlage kaum folgen, aber „Lehrerin“ Wiebke hilft geduldig. Wobei die 20-Jährige gar keine Pädagogin ist – sie arbeitet als Praktikantin für das Schulprojekt im westafrikanischen Kleinstaat.

Wiebke Mangold aus Heidelberg möchte Kinderkrankenschwester werden, hat für ihren Ausbildungsweg ein fünfwöchiges Auslandspraktikum gewählt und ist über das Internet auf die Vorschule, die seit mehr als 35 Jahren ihre feste Wurzeln in der Hellwegstadt hat, aufmerksam geworden. Seit Ende Oktober hat sie vor Ort jede Menge Erfahrungen gemacht. „Ich bin das erste Mal in Afrika, klar, etwas Skepsis war schon da. Vieles hatte ich mir anders vorgestellt, aber ich war total überrascht, wie freundlich und offen die Menschen in Gambia sind!“

Ein Mitarbeiter der Dentalstation der Uni Witten/Herdecke, mit dem der Kindergarten WAT auf demselben Grundstück gemeinsam agiert, habe sie quasi „adoptiert und überall hin mitgenommen. Auch zu Familien, deren Angehörige auf dem so genannten backway, dem Weg, der Flucht aus sozialen Missständen nach Europa sind. Viele dieser jungen Menschen hoffen dort wohl auf eine kleine Chance, Geld nach Gambia schicken zu können, damit es die Familie hier leichter hat, den Alltag stemmen zu können.“ Das ist schwer angesichts der Preise, die seit Jahren ständig steigen – die Einkommen sind minimal geblieben. Ein Liter Autobenzin kostet aktuell so viel wie in Deutschland. „Ich war auch bei Familien zu Gast, deren Angehörige auf dem backway gestorben sind, das ist so heftig und macht sehr traurig.“

Denkanstoß für die eigene Zukunft
Jeder Tag in Gambia, sagt Wiebke, sei abwechslungsreich und besonders, „das erdet mich.“ Der Alltag in Gambia ist nicht immer so unterhaltsam und fröhlich wie mit den Kleinen aus der ersten Kindergarten-Klasse zu üben, zu singen oder zu malen. Zwei ihrer neuen Bekannten hatten einen schweren Verkehrsunfall, „das Geld für das Röntgen der Verletzungen konnten sie nicht bezahlen“. Die 20-Jährige hat dazu in ihre Reisekasse gegriffen und hofft, dass die jetzt mögliche ärztliche Behandlung zum guten Ende führt. Was Wiebke Mangold einen neuen Denkanstoß für ihre eigen Zukunft gegeben hat: „Zurückkehren nach Gambia als Kinderkrankenschwester.“

Bericht und Bild von Rolf Schulte